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Nahwärmenetze und Biogas nach dem EEG


Neuer Handlungsleitfaden für Nahwärmegenossenschaften und Betreibende von Biogasanlagen

31. März 2023


Für viele genossenschaftliche Nahwärmenetze auf Biogas-Basis stellt sich angesichts des anstehenden Endes der 20-jährigen Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG)-Förderung die Frage, wie es weitergehen kann. Ein neues Hintergrundpapier der Agentur für Erneuerbare Energien e.V. (AEE) unter Mitarbeit der Bundesgeschäftsstelle Energiegenossenschaften im DGRV vermittelt Nahwärmegenossenschaften, Biogas-Anlagenbetreibenden und Kommunen Argumente und Impulse, um gemeinsam ein Konzept für die Zukunft zu entwickeln.

Bundesweit existieren heute mehr als 200 Energiegenossenschaften, die ein Nahwärmenetz betreiben, viele davon beziehen ihre Wärme aus Biogasanlagen. Allerdings ist die Zukunft dieser Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaften durchaus ungewiss. In den kommenden Jahren erreichen immer mehr Biogasanlagen (BGA) das Ende ihrer 20-jährigen EEG-Förderung, die den wirtschaftlichen Betrieb der Anlagen ermöglicht hatte. Eine Anschlussförderung im EEG ist nur unter wesentlich anspruchsvolleren Rahmenbedingungen möglich. Bei den Biogas-Betreibenden sorgen insbesondere die Preisrisiken bei der Börsenvermarktung des Stroms, der steigende Kostendruck auf Einsatzstoffe, Dienstleistungen und Arbeitskräfte, aber auch die steigenden bürokratischen Ansprüche für Verunsicherung.

Fällt die Biogasanlage als Wärmequelle weg, stellt das für Nahwärmegenossenschaften eine erhebliche Herausforderung dar, die im schlimmsten Fall den Fortbestand der Genossenschaft bedroht. In jedem Fall stehen für neue Heiztechnik erhebliche Investitionen an, welche in der Regel durch die versorgten Mitglieder refinanziert werden müssen. Daher ist es unbedingt ratsam, dass potenziell betroffene Energiegenossenschaften frühzeitig die Initiative ergreifen und zusammen mit dem wärmeliefernden Unternehmen eine Zukunftsperspektive entwickeln. Ein bestehendes Wärmenetz stellt eine gute Voraussetzung für den wirtschaftlichen Weiterbetrieb der Biogasanlage dar.

Genau für diesen gemeinsamen Prozess liefert der Handlungsleitfaden „Genossenschaftliche Biogas-Wärmenetze am Scheideweg: Wie geht es weiter nach dem EEG?“ wertvolle Hinweise. Es werden verschiedene Möglichkeiten dargestellt, wie die Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaft auch künftig fortbestehen kann. Zwar hängt zunächst vieles am Betriebskonzept der Biogasanlage, es gibt jedoch einiges, was auch die Nahwärmegenossenschaften beitragen können. Dazu gehören etwa netzseitige Maßnahmen, um die Wärmevermarktung zu optimieren, aber auch eine Beteiligung der Energiegenossenschaft als Mitbetreiberin der Biogasanlage. So können beide Seiten zu einem gelingenden Weiterbetrieb beitragen.

Allerdings muss sich auch die Politik dafür einsetzen, dass die Rahmenbedingungen für Nahwärmegenossenschaften möglichst vorteilhaft sind. Es gilt diese so auszugestalten, dass sowohl bestehende Wärmenetze eine langfristige wirtschaftliche Perspektive haben als auch, dass neuen Gründungsinitiativen der Weg zu einem neuen Nahwärmenetz bereitet wird. Dazu gehört auch, die Voraussetzungen für den Weiterbetrieb von Biogasanlagen insbesondere dort zu schaffen, wo ein Wärmenetz angeschlossen ist. Daneben ist es wichtig, die Förderkulisse so zu gestalten, dass die Finanzierung von Nahwärmenetzen trotz gestiegener Zinsen und einer herausfordernden Kreditbesicherungssituation weiterhin möglich ist. Hier könnten spezielle Förderprogramme oder Bürgschaften Abhilfe schaffen. Nicht zuletzt sollte auch zukünftig die Nutzung regionaler, nachhaltiger Biomasse dort ermöglicht werden, wo die Potenziale vorhanden sind und Nahwärmegenossenschaften z.B. mit Holzhackschnitzeln effiziente, erneuerbare Wärme liefern.


Den Handlungsleitfaden finden Sie in der Mediathek der AEE.

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