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Nachhaltige Finanzdienstleistungen in Honduras


Bilateraler Austausch stärkt und inspiriert Genossenschaftsbanken


In Honduras hat weniger als die Hälfte der Bevölkerung verlässlichen Zugang zum formellen Finanzsektor. Besonders in ländlichen Gebieten gibt es nur wenige oder oft auch kaum erschwingliche Optionen. Traditionelle Geschäftsbanken scheuen oft den Aufwand, dort präsent zu sein oder verlangen von weniger wohlhabenden Kund:innen hohe Transaktionskosten und stellen strenge Anforderungen an Sicherheiten, um Finanzdienstleistungen in Anspruch nehmen zu können. Diese Voraussetzungen bilden für viele Menschen eine Sackgasse.

Genossenschaften können hier einen Ausweg bieten, indem sie benachteiligten Bevölkerungsgruppen Zugang zu Finanzdienstleistungen geben. Dadurch haben die Mitglieder nicht nur eine finanzielle Basis, auf der sie ihr privates Leben, sondern auch ein Unternehmen aufbauen können. Die heute über 1.250 Spar- und Kreditgenossenschaften sowie Produktions- und Dienstleistungsgenossenschaften tragen besonders in ländlichen Regionen des Landes zum wirtschaftlichen Wachstum und sozialem Aufstieg bei.

Sicherungssysteme entwickeln und aufbauen


Im Rahmen unseres Projekts arbeiten wir mit lokalen Partnerorganisationen zusammen, um den genossenschaftlichen Finanzsektor zu stärken. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Einführung nachhaltiger Finanzprodukte, die den Gemeinden helfen, widerstandsfähiger gegenüber dem Klimawandel zu werden und natürliche Ressourcen effizienter zu nutzen. Ein weiteres Ziel ist die Überarbeitung und Verbesserung der Aufsichtsnormen und -prozesse sowie der Mechanismen zur Einlagensicherung.

Diese beiden Themen bildeten auch die Schwerpunkte einer Fachreise nach Deutschland, die wir kürzlich für Vertreter:innen von CONSUCOOP – der nationalen Aufsichtsbehörde der Genossenschaften in Honduras – sowie von FACACH – dem größten Verband genossenschaftlicher Finanzinstitute des Landes – organsiert haben. FACACH repräsentiert 78 Spar- und Kreditgenossenschaften mit rund 850.000 Mitgliedern. Davon sind mehr als die Hälfte Frauen, für die als zweifach-marginalisierte Gruppe der Zugang zusätzlich herausfordernd ist.

Im September 2025 besuchte die Delegation acht Institutionen aus Finanz- und Genossenschaftssektor – angefangen mit der Bonner Zweigstelle des DGRV. Dort erhielten die Teilnehmenden eine Einführung in das deutsche Genossenschaftsmodell. Im Mittelpunkt stand dabei die mögliche Einführung eines Einlagensicherungssystems für genossenschaftliche Finanzinstitute in Honduras. Der anschließende Vortrag vom Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) bot ihnen Einblicke in die Funktionsweise des deutschen Sicherungssystems und eröffnete Raum für einen intensiven Austausch darüber, wie ein vergleichbares System in Honduras aussehen könnte.

Beim Besuch der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) in Bonn, sowie dem Baden-Württembergischen Genossenschaftsverband (BWGV) wurden Fragen rund um die Themen Regulierung und Aufsicht diskutiert. Ein weiterer zentraler Programmpunkt war der Besuch der DZ BANK in Frankfurt, dem Zentralinstitut aller Genossenschaftsbanken in Deutschland. Die Delegation erhielt dort vertiefte Einblicke in die Rolle und Funktionen einer Zentralbank innerhalb eines genossenschaftlichen Finanzsystems.

„Die Fachprogrammsreise nach Deutschland und das Kennenlernen des dortigen genossenschaftlichen Modells werden uns zukünftig helfen, die Qualität unserer technischen Dienstleistungen für unsere Mitglieder zu verbessern. Wir werden in Honduras die Einrichtung von Rücklagen oder Sonderfonds vorschlagen, um Genossenschaften mit finanziellen Problemen durch spezielle Produkte zu unterstützen, die ihre Rentabilität und Liquidität verbessern“, resümierte Edgar Omar Hernández Zúniga, Geschäftsführer des FACACH, nach den Treffen.

Mitglieder weiterbilden, Geschäftsmodelle weiterentwickeln


An der Akademie Deutscher Genossenschaften (ADG) in Montabaur informierte sich die Delegation über moderne Ausbildungsprogramme für zukünftige Führungskräfte in Genossenschaften. Im Fokus standen die zunehmenden Anforderungen an Führungskräfte und Aufsichtsratsmitglieder sowie die zentrale Bedeutung kontinuierlicher Weiterbildung zur Einhaltung gesetzlicher und ethischer Standards – ein Themenfeld, das von länderübergreifendem Interesse ist.

„Die Vorstellung der Weiterbildungsangebote der ADG, hat uns geholfen zu verstehen, dass bei der Erstellung des jährlichen Trainingsangebots für unsere Mitgliedsgenossenschaften nicht nur deren Bedürfnisse, sondern auch aktuelle Themen und Trends berücksichtigt werden müssen“, so Hernández Zúniga.

In Heidelberg präsentierte die Volksbank Heidelberg das breite Leistungsspektrum eines modernen genossenschaftlichen Finanzinstituts. Der Besuch umfasste auch eine Präsentation der Bürgerwerke Heidelberg eG, einer Energiegenossenschaft, die zeigte, wie Genossenschaften den Ausbau erneuerbarer Energien vorantreiben und zu Nachhaltigkeitszielen beitragen können – und damit Ideen für ähnliche Initiativen in Honduras anregte.

„Angesichts der Herausforderungen im Bereich der Stromversorgung in Honduras, könnten Energiegenossenschaften die Lebensqualität vieler Genossenschaftsmitglieder und ihrer Gemeinden in unserem Land stark verbessern. Wir möchten unsere Mitgliedsgenossenschaften zukünftig intensiv über den wirtschaftlichen und ökologischen Nutzen, den die Verwendung von erneuerbarer Energie mit sich bringt, informieren und beraten“, erklärt Hernández Zúniga sein Interesse jenseits von Finanzthemen.

Umgekehrt inspirierte die Heidelberger ein Software-Tool zur Risikoanalyse oder finanziellen Planung, das in den honduranischen Genossenschaften Anwendung findet. Es wurde insbesondere die für den lateinamerikanischen genossenschaftlichen Finanzsektor entwickelten und unterstützt die Genossenschaften dabei, Umwelt- und Sozialrisiken in ihr Risikomanagement einzubeziehen. Damit leisten sie in Honduras mittlerweile einen entscheidenden Beitrag, zu einem Finanzsystem, das nicht nur wirtschaftlich, sondern ebenso ökologisch und sozial nachhaltig ist. Eine Zielsetzung, die nach Auffassung der Vereinten Nationen von globalem Interesse ist und zum Erreichen der Nachhaltigkeitsziele beiträgt.

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