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Neue Perspektiven in Uganda


Ein Beitrag unserer Abteilung Internationale Beziehungen für das DGRV-Fachmagazin PerspektivePraxis.

Rasante Bevölkerungs-entwicklung


Der DGRV ist seit 2019 im Rahmen seiner Entwicklungszusammenarbeit im ostafrikanischen Uganda tätig. Mit einem eigenen Projektbüro in der Hauptstadt Kampala unterstützt der DGRV gezielt die junge Bevölkerung. Ein wichtiges Projekt ist eine Bau- und Ausbildungsgenossenschaft im Bezirk Masaka. Warum die Unterstützung der jungen Bevölkerung ein wichtiges Arbeitsfeld ist, zeigt ein Blick auf die generelle Situation in Uganda.

Mehr als die Hälfte der Bevölkerung Ugandas ist unter 15 Jahre alt. Damit hat Uganda die durchschnittlich jüngste Bevölkerung der Welt. Uganda konnte in den letzten 20 Jahren zwar eine stetige Entwicklung der Wirtschaft mit einer durchschnittlichen Wachstumsrate von über 6 % p.a. verzeichnen, dennoch leben nach wie vor 21,4 % der Bevölkerung unterhalb der von der Weltbank definierten Armutsgrenze von 1,90 US $ pro Tag.

Rund 70 % der arbeitenden Bevölkerung sind in der Herstellung traditioneller agrarischer Produkte wie Kaffee, Kakao und Baumwolle beschäftigt. Aufgrund der wachsenden Bevölkerung und des Mangels an angemessenen und kostenfreien Angeboten im staatlichen Bildungssystem nimmt auch die bereits hohe Jugendarbeitslosigkeit weiter zu.

Organisationen vor Ort einbinden


Um junge Menschen in Uganda zu erreichen, ist es wichtig, mit Organisationen vor Ort zusammenzuarbeiten. Ein konkretes Beispiel hierfür ist die Kooperation des DGRV mit einem kirchlichen Projektträger, der Diözese Masaka und dem dieser angegliederten „Young Catholic Workers Movement“.

Die Diözese Masaka ist in der Zentralregion Ugandas gelegen und Heimat für rund 300.000 Menschen. Auf der Suche nach einem besseren Leben ziehen aber immer mehr junge Menschen in die Bezirkshauptstadt. Die meisten der ankommenden Jugendlichen verfügen nur über eine unzureichende Ausbildung. Deshalb bleibt ihnen der Zugang zum Arbeitsmarkt praktisch verwehrt. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt nach Einschätzung staatlicher Stellen bei ca. 35 %, wobei davon auszugehen ist, dass die tatsächliche Quote weitaus höher liegt.

Bildung bringt Arbeit


Als Beitrag zur dringend benötigten beruflichen Qualifizierung von Jugendlichen haben die Partner in Masaka ein Ausbildungsprojekt für Handwerksberufe der Baubranche ins Leben gerufen. Diese Initiative soll sich nach einer relativ kurzen Anlaufphase selbst finanzieren. Sie soll junge Menschen dahingehend zusätzlich qualifizieren, dass sie nach ihrer Ausbildung nicht nur technisch befähigt sind sondern auch eine Schulung zum Genossenschaftswesen erhalten haben. Dies soll ihnen erleichtern, später auch selbst unternehmerisch tätig zu werden. Darüber hinaus ist Teil des Konzepts, dass das Ausbildungszentrum auch selbst als Anbieter von Bau- und Handwerksdienstleistungen am Markt auftritt. Den Lehrlingen sollen so Arbeitsplätze und berufliche Erfahrungen geboten werden können.

Bau- und Ausbildungs-genossenschaft


Vor diesem Hintergrund wurde im November 2019 eine kombinierte Bau- und Ausbildungsgenossenschaft gegründet und im ugandischen Genossenschaftsregister eingetragen. Jährlich sollen 30 Lehrlinge von qualifizierten Trainern ausgebildet werden. Die Genossenschaft möchte von der seit mehreren Jahren andauernden Hochkonjunktur in der Baubranche profitieren. Dabei sollen die Bauvorhaben komplett aus einer Hand realisiert werden, d. h. die fünf Haupt-Gewerke Rohbau und Verputz, Schreinerei, Eisenbearbeitung, Elektrik sowie Sanitär werden unter einem Dach vereint.

Die Zielkundschaft der Bau- und Ausbildungsgenossenschaft sind die Einwohner Masakas und Umgebung sowie Schulen, Pfarreien oder Krankenhäuser, die das Angebot für kleinere und mittlere Projekte nutzen können. Die Diözese hat bereits selbst großen Bedarf angekündigt.

Alle Beteiligten sind zuversichtlich, dass die neue Bau- und Ausbildungsgenossenschaft einen wichtigen Beitrag zur Förderung der Zukunftsperspektiven Jugendlicher leisten wird. Dennoch bestehen gerade in der Anfangsphase große Herausforderungen. Trotz beträchtlicher Eigenleistungen der Diözese sind noch erhebliche weitere Investitionen in die Ausbildungsinfrastruktur zu tätigen. Auch in Bezug auf die Organisationsentwicklung der Genossenschaft gibt es noch viel zu tun.

Deshalb haben der DGRV und die Stiftung GESTE Baden-Württembergdes Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands e.V. beschlossen, diese Initiative gemeinsam zu unterstützen. Ein entsprechender Vertrag zwischen der Diözese Masaka, GESTE und dem DGRV wurde im Dezember 2019 unterzeichnet.

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