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Mit Hilfe zur Selbsthilfe gegen Drogenanbau


Ein Beitrag unserer Abteilung Internationale Beziehungen für das DGRV-Fachmagazin PerspektivePraxis.


Seit mehr als 30 Jahren fördert die Abteilung Internationale Beziehungen (AIB) des DGRV – Deutscher Genossenschafts- und Raiffeisenverband e.V. als Teil der deutschen Entwicklungszusammenarbeit genossenschaftliche Strukturen weltweit. Die vor allem mit Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) durchgeführten Projekte haben zum Ziel, die Teilhabe am Wirtschaftsleben benachteiligter und marginalisierter Bevölkerungsschichten zu erhöhen und dadurch die Armut vorwiegend im ländlichen Raum zu verringern.

Die 2030-Agenda zur Erreichung der 17 nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen (SDGs) sieht genossenschaftliche Selbsthilfeorganisationen als geeignete Organisations- und
Rechtsform, um in partnerschaftlicher Zusammenarbeit Armut zu lindern, wirtschaftliche Perspektiven zu schaffen und im Rahmen einer globalen Entwicklungspartnerschaft diese Ziele zu erreichen.In dieser globalen Agenda ist die Prävention von Drogenmissbrauch sowie Reduktion von Anbau und Konsum entsprechender Stoffe weit oben platziert.

Ausweg aus dem Drogenschäft


Die Grenzregion zwischen Thailand, Myanmar und Laos, das sogenannte Goldene Dreieck, ist nach Afghanistan seit Jahrzehnten als die größte Opium-Produktionsstätte der Welt bekannt. Etwa ein Viertel der weltweiten Produktion wird dort von Bauern als Schlafmohn angebaut, zu Opium verarbeitet und schließlich illegal auch in Westeuropa vertrieben. Doch obwohl der Konsum von Opium weltweit einen Höchststand erreicht hat, genügen die mit dem Anbau von Schlafmohn verdienten Erlöse den Bauern selbst kaum zum Leben. Zusätzlich birgt der illegale Anbau Sicherheitsrisiken für die Bauern und ihre Familien.

Einen Ausweg bietet ein vom Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) initiiertes Programm, welches die langjährigen DGRV-Projekte in Laos und Myanmar seit 2018 unterstützen. Dieses Projekt der Vereinten Nationen wurde 2015 mit finanziellen Mitteln aus Deutschland, Finnland und der Schweiz ins Leben gerufen. Ziel der Aktivitäten ist es, in mehreren gering entwickelten und oftmals schwer zugänglichen Regionen beider Länder mithilfe von alternativen marktwirtschaftlichen Konzepten den Opiumanbau zu reduzieren und nachhaltige Alternativen zu schaffen. Vor allem Kaffee, ein sogenanntes Cash-Crop, gilt als gewinnbringende Alternative zum Anbau von Schlafmohn.

Genossenschaften organisieren Selbsthilfe


Doch alleine haben die Kleinbauern kaum eine Chance, ihre Produkte gewinnbringend zu vermarkten. Hier kommt der genossenschaftliche Projektansatz des DGRV zum Tragen. Obwohl manchem die Zusammenarbeit in Form einer Arbeitsgemeinschaft zunächst nicht praktikabel erschien, haben sich zahlreiche Kleinbauern freiwillig gemeldet, im Rahmen des Projekts ihre Produktion vor allem mit Kaffee zu diversifizieren und sich entsprechend der Raiffeisen-Maxime „Hilfe zur Selbsthilfe“ in Vermarktungsgenossenschaften zusammenzuschließen. Dabei unterstützt der DGRV die Bauern mit seiner langjährigen Erfahrung beim Aufbau der Genossenschaften.

Durch Beratung und Trainingsmaßnahmen lernen die Bauern ihre Kräfte effizient zu bündeln und insbesondere bei der Veredelung der Kaffeekirschen profitabel einzusetzen. Gemeinsam können notwendige Maschinen erworben und Fachwissen genutzt werden. Durch die Veredelung vor Ort werden Kosten gespart und höhere Preise als beim Verkauf der rohen Kaffeekirschen erzielt. Zudem werden die nun qualitativ hochwertigen Kaffeebohnen als eigene Marke über die Genossenschaft einfacher und effizienter vermarktet.

Sprachbarrieren überwinden


Eine Herausforderung in Laos ist die Arbeit mit ethnischen Minderheiten, die in den schwer zugänglichen Bergregionen im Norden des Landes leben und deren Muttersprache nicht die Landessprache Laotisch ist. Durch die Ausbildung lokaler Beratergruppen durch das DGRV-Team können jedoch Wissen und Trainingsinhalte in lokaler Sprache den Bauern vermittelt werden.

In Myanmar sind die Anbaugebiete auf einer sehr großen Fläche verteilt und befinden sich teilweise in Konfliktregionen. Unter den Mitgliedern der Genossenschaft sind, wie in Laos, oft Angehörige unterschiedlicher ethnischer Minderheiten. Neben der Ausbildung der Vorstände steht hier die Vertrauensbildung der Genossenschaftsmitglieder untereinander im Vordergrund. In beiden Ländern profitieren die Bauern zusätzlich von Studienreisen zu erfolgreichen Genossenschaften in der Region. Hier lernen die Bauern nicht nur neues Fachwissen beim Anbau der Kaffeebäume; sie können eine funktionierende Genossenschaft selbst praxisnah erleben und von den Erfahrungen der anderen lernen.

Kaffee für Europa


Und die Mühen zahlen sich bereits aus: Während in Laos die Bauern mit Ehrgeiz die erste Ernte im Herbst vorbereiten, konnte durch die erfolgreiche genossenschaftliche Vermarktung in Myanmar bereits der erste Container des Fairtrade-zertifizierten Kaffees nach Europa verschifft werden. Diese positiven Entwicklungen kommen auch bei Herrn Yia an: So war der Bauer aus Laos zunächst skeptisch, ob Kaffee wirklich eine gewinnbringende Alternative zum Schlafmohn sein könne. „Doch als ich sah, wie hart die Nachbarn an den Pflanzen arbeiteten, machte es mir Hoffnung, dass dieses Projekt Erfolg haben kann. Meine Frau und ich kauften selbst 4.000 Kaffeepflanzen. So kann ich auch meine Kinder vor den Gefahren des Opiums schützen.“

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