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Neue Plattform


Ein Beitrag von Jonas von Obernitz, Referent für das Projekt „mobileG“ beim DGRV


Die Entwicklung einer nachhaltigen und für alle zugänglichen Mobilität ist eine wichtige Zukunftsaufgabe. Der Verkehrssektor hat in den vergangenen Jahrzehnten kaum zur Treibhausgasminderung beigetragen. Die auf dem Auto mit Verbrennungsmotor beruhende Mobilität wird zwar infrage gestellt, insbesondere im ländlichen Raum sind die Menschen aber auf das Auto angewiesen. Es braucht große Anstrengungen, um den klimaschädlichen Individualverkehr umzubauen, ohne dabei das Leben im ländlichen Raum zu benachteiligen.

Ein wichtiger Baustein der bundespolitischen Verkehrswende ist die Förderung von Elektromobilität. Doch eine umfassende Mobilitätswende geht über rein technische Lösungen hinaus. Im urbanen Raum wird neben den Treibhausgasemissionen auch der Platzverbrauch der PKWs problematisiert. Gleichzeitig steigt gerade dort das Angebot an Car-Sharing oder Elektrorollern. Im Gegensatz dazu fehlen im ländlichen Raum diese Alternativen zum eigenen Auto. Sharing-Angebote von E-Mobilität im ländlichen Raum könnten einen wichtigen Beitrag leisten und insbesondere kooperative Mobilitätsmodelle bieten die Möglichkeit, neue Angebote zu etablieren.

Förderprojekt mobileG


Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat im Rahmen des Bundesprogramms „Ländliche Entwicklung“ die Maßnahme „LandMobil“ ins Leben gerufen, um die Mobilität im ländlichen Raum zu verbessern. Dabei geht es um die Förderung von Vorhaben, die modellhaften Charakter haben, neue Ideen aufgreifen und übertragbare Lösungen entwickeln, so dass sie für andere ländliche Regionen als Vorbild dienen können. In diesem Rahmen hat die Bundesgeschäftsstelle Energiegenossenschaften beim DGRV im Jahr 2020 das Förderprojekt mobileG gestartet. Mit dem Projekt sollen innovative Mobilitätskonzepte zusammen mit bereits aktiven Energiegenossenschaften entwickelt und in fünf ausgesuchten Regionen in der Praxis gemeinschaftlich geplant und umgesetzt werden.

Mit der nun veröffentlichten Onlineplattform gemeinsam-mobil.net sollen die im Projekt gesammelten Erkenntnisse und praktische Erfahrungen zugänglich gemacht werden, um die entwickelten Ansätze in die Breite zu tragen und andere Genossenschaften und Interessenten bei eigenen Vorhaben zu unterstützen. Denn nur wenn Praxiswissen vielen Akteuren zur Verfügung steht, kann eine vor Ort organisierte Mobilitätswende gelingen.

Die Website gemeinsam-mobil.net ist im Lauf des Jahres 2021 in Zusammenarbeit mit der Vianova eG, einer jungen und innovativen Mobilitätsgenossenschaft, entstanden. Ziel war es, gemeinsam eine praxisorientierte Projektent-wicklungs-, Wissens-, und Austauschplattform bereitzustellen. Erfahrungen bei der Initiierung und Umsetzung der Geschäftsmodelle wurden gesammelt und typisierte Mobilitätskonzepte identifiziert. Die Plattform ist nun verfügbar. Sie wird weiterhin mit neuem Wissen ergänzt, damit insbesondere Genossenschaften voneinander lernen können.

Das Angebot besteht aus einem ProjektTool, welches neue E-Mobilitätsprojekte mit Planungs- und Umsetzungshilfen unterstützt. Außerdem findet man auf der Internetseite eine Sammlung an E-Mobilitäts-Konzepten und den dazu passenden Erfolgsgeschichten, um sich über umsetzbare Geschäftsmodelle zu informieren. Darüber hinaus bietet die Seite eine Übersicht genossenschaftlicher Praxisbeispiele. Neben Info- und Newsbereich gibt es eine Communityarea, welche für Fragen, Austausch und Vernetzung gedacht ist.

Die Seite richtet sich in erster Linie an Verantwortliche von (Energie-)Genossenschaften oder deren interessierte Mitglieder, aber auch an Bürgergruppierungen wie Carsharing-Vereine und aktive Nachbarschaften sowie motivierte Privatpersonen. Auch Kommunen, Wohnquartiere oder lokale Unternehmen finden hilfreiche Informationen.

Erfolgskonzepte und Projekt-Tool


Steht man noch ganz am Anfang der Überlegungen zu einem neuen Mobili-tätsangebot, kann es hilfreich sein, sich zunächst einen Überblick über mögliche Konzepte zu verschaffen. Was gibt es für Ideen? Welche Vorhaben bieten sich in welchem Kontext an? An welche Zielgruppe richten sie sich jeweils? Welche Erfolgsfaktoren und Risiken stehen damit in Zusammenhang? Diese Fragen werden auf der Internetseite im Bereich Konzepte beantwortet. Hier finden sich auch die jeweils passenden Geschichten einer erfolgreichen Umsetzung in der Praxis.

Neben den zu den Konzepten passenden Erfolgsgeschichten gibt es noch zahlreiche weitere genossenschaftliche Beispiele in Deutschland. Auf der Karte im Bereich „Mobilitätsprojekte“ sind genossenschaftliche Beispiele aus in Deutschland verzeichnet. Hinter dem Infokasten jedes auf der Karte erfassten Projektes findet sich der dazu passende Projektsteckbrief mit zahlreichen Informationen zum Angebot. Unterhalb der Karte können die Projekte und ihre Steckbriefe auch nach verschiedenen Kriterien wie z. B. Bundesland, Konzept und Tarifsystem gefiltert werden.

Das Projekt-Tool bietet die Möglichkeit, in mehreren Schritten beziehungsweise in verschiedenen Bereichen und Arbeitspaketen ein eigenes Projekt zu planen und umzusetzen. Außerdem gibt es für bereits laufende Mobilitätsprojekte die Möglichkeit, den operativen Betrieb zu verbessern oder Probleme zu lösen. Die Bereiche gliedern sich entsprechend in „Analyse“, „Planung“, „Umsetzung“ und „operativer Betrieb“. Ziel ist es, praxisnahe Informationen anhand des typischen Projektverlaufs in übersichtlicher Form darzustellen und konkrete Arbeitshilfen an die Hand zu geben.

Der Einstieg über den Bereich „Analyse“ bietet sich an, wenn noch eine grundsätzliche Konzept-Offenheit besteht und die Zielgruppe eines Angebots noch nicht final geklärt ist. Ziel dieses Bereichs ist es, Klarheit bezüglich der Rahmenbedingungen, dem Ziel und der Zielgruppe eines geplanten Mobilitätsangebots zu schaffen, um sich für ein Konzept entscheiden zu können. Außerdem finden sich Informationen zur Kontaktaufnahme mit potenziellen Nutzerkreisen sowie eine Arbeitshilfe zur Durchführung einer StakeholderAnalyse.

Nach der Entscheidung für ein Konzept bietet der Bereich „Planung“ anschließend hilfreiche Informationen und Tools zu den Themen Kalkulation, Risikoanalyse, Kooperation und Vernetzung, Finanzierung und Förderung sowie zur Umsetzungsplanung. Ziel ist es, eine solide Grundlage zu haben, auf welcher das Projekt dann in die Phase der Umsetzung gehen kann. Hier geht es dann um die praktischen Realisie-rungsfragen, zu denen die Beschaffung ebenso gehört wie die Themen Stellplatz, Tarifwahl, Buchungs- und Abrechnungssystem sowie Bekanntmachung und Inbetriebnahme. Selbstverständlich laufen nicht immer alle Schritte der Pla-nungs- und Umsetzungsphase in dieser Linearität ab.

Vernetzung und Austausch


Über Austausch und Vernetzung vonei-nander zu lernen ist eines der wesentlichen genossenschaftlichen Prinzipien. Dies wird im Community-Bereich von gemeinsam-mobil.de ermöglicht. Hier können nach der Anmeldung gezielt Fragen in verschiedenen Gruppen und Foren gestellt werden. Außerdem ist es möglich, sich mit anderen Projekten und ihren Verantwortlichen zu vernetzen und in Kontakt zu treten. Nach und nach soll so eine lebhafte Gemeinschaft entstehen, die sich gegenseitig hilft und unterstützt.

Fazit


Carsharing und Elektromobilität werden den Verkehr der Zukunft prägen. Damit diese Verkehrswende nicht nur in den Ballungszentren, sondern auch im ländlichen Raum Verbreitung findet, ist es notwendig, die Menschen vor Ort mitzunehmen und zu unterstützen. Schließlich wird die Mobilitätswende – wie die Energiewende insgesamt – von den dezentralen Akteuren getragen. Deren Motivation muss geweckt werden. Die genossenschaftliche Plattform gemeinsam-mobil.net soll dieses Engagement fördern. Es steht allen Bürgerinnen und Bürgern, Kommunen oder Unternehmen kostenlos zur Verfügung.

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