Newsroom / News und Positionen / International / News

Gesundheitsgenossenschaften in Ostafrika


Neue Wege zu einer medizinischen Grundversorgung


Mitglieder der North-West Ankol DIocese Health Cooperative im Bezirk Ibanda bei der jährlichen Generalversammlung

In vielen Ländern des globalen Südens mangelt es den Menschen an einem Zugang zu zeitgemäßen medizinischen Versorgungsangeboten. Viele Gesundheitseinrichtungen sind unterfinanziert und schlecht ausgestattet, besonders in ländlichen Gebieten. Zudem gibt es gerade dort einen Mangel an qualifiziertem medizinischem Personal, was die Versorgung zusätzlich beeinträchtigt. Denn viele Ärzt:innen und Krankenpfleger:innen arbeiten bevorzugt in städtischen Gebieten, wo die Infrastruktur der Gesundheitseinrichtungen deutlich besser ist. 

Genossenschaften können dabei helfen, gegen diese Missstände anzukommen. Daher ist ein wichtiger Pfeiler unserer genossenschaftlichen Entwicklungszusammenarbeit in Uganda und Kenia der Aufbau einer gesundheitlichen Grundversorgung mit Hilfe von Gesundheitsgenossenschaften. 

Niedrigschwellige Gesundheitsversorgung in Uganda und Kenia


Gesundheitsgenossenschaften sind in Ostafrika ein noch neues Konzept. Doch erste Studien zeigen bereits die positiven Effekten und lassen erahnen, welche tragende Rolle Genossenschaften noch für eine universelle Gesundheitsversorgung in bisher vernachlässigten Gebieten spielen könnten. Zu diesen Ergebnissen kommt beispielweise eine Publikation von Health Partners, einer US-amerikanische genossenschaftliche Gesundheitsorganisation (Versicherung und Gesundheitsdienstanbieter zugleich), die finanziert durch die United States Agency for International Development (US-amerikanische Behörde für Entwicklungszusammenarbeit), auch in Ostafrika aktiv ist. Darüber hinaus hat der DGRV eine Studie finanziert, die von promocoop durchgeführt wurde, einem Consulting Unternehmen, das zu dem Thema eng mit der International Health Cooperative Organisation unter dem Dach der International Cooperative Alliance zusammenarbeitet. Aktuell erprobt der DGRV in Uganda und Kenia mit Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) weiter verschiedene Modelle eines genossenschaftlichen Gesundheitssystems und bringt damit einige Innovationen in das Gesundheitswesen der beiden Länder.

Mitglieder der Werere-Gesundheitsgenossenschaft im Rukungiri-Distrikt nach Abschluss eine Schulung zur Gesundheitsversorgung

Kenia: Zertifizierte Gesundheitsfachkräfte unterstützen


In Kenia fokussiert sich unsere Arbeit im ersten Schritt darauf, Krankenpfleger:innen, Ärzt:innen und anderes Klinikpersonal bei der Gründung von Genossenschaften für Gesundheitsfachkräfte zu unterstützen. Dieses Modell ermöglicht es den Mitgliedern, medizinische Dienstleistungen unabhängig von öffentlichen Einrichtungen zu erbringen. So bieten sie eine Alternative für Menschen, die sich keine private Gesundheitsversorgung leisten können und von der nationalen Krankenversicherung unterversorgt sind. Die erste Genossenschaft dieser Art in Kenia soll 2025 im Bezirk Nyeri an den Start gehen. Möglich wird diese Pionierarbeit dank der Zusammenarbeit mit der Bezirksregierung, dem staatlichen Ministerium für Genossenschaften, den Berufsverbänden des Gesundheitswesens und den Ärzt:innen selbst. Ein Großprojekt, dessen Fortschritt wir weiter intensiv begleiten werden. 

Mitglieder der ersten Gesundheitsgenossenschaft Kenias bei einem Workshop zu Allergen-Immuntherapie

 

Uganda: Kommunale Gesundheitsversorgung fördern


In Uganda setzt der DGRV auf ein Modell, dass die Gemeinden aktiviert und die Potenziale hebt, die im Zusammenschluss von Akteuren der öffentlichen Hand liegen. Dabei arbeiten wir eng mit dem Ministerium für Handel, Industrie und Genossenschaften zusammen. Durch gemeinsame Informationsveranstaltungen und Förderprogramme zur Funktionsweise von Genossenschaften sowie zur Gründungsberatung, haben Vertreter:innen der Gemeinden zusammengefunden. Aus den dort geknüpften Kontakten und Programmen haben sich bereits die ersten Gründungen von Gesundheitsgenossenschaften auf lokaler Ebene entwickelt. Die Mitglieder legen ihre Ressourcen in Form von Beiträgen zusammen, so dass die Genossenschaftsvorstände mit lokalen Gesundheitsdienstleistenden zusammenarbeiten und für die Bürger:innen eine erschwingliche medizinische Versorgung, Präventionsdienste und Kampagnen zur gesundheitlichen Aufklärung anbieten können. Dieser Ansatz stärkt nicht nur die Selbstständigkeit und Resilienz der Gemeinden, sondern schafft auch Vertrauen auf Seiten der Bürger:innen in das lokale Gesundheitssystem. Und natürlich kommt ein stabiles Gesundheitssystem dem Wohlergehen der Menschen zugute, denn Ostafrika hat nach wie vor mit einer hohen Krankheitslast zu kämpfen.

Eine Mitarbeiterin des DGRV Uganda erklärt einer Gemeinde im Bezirk Rwerere Rukungiri den Betrieb einer Gesundheitsgenossenschaft.

Innovation im Gesundheitssektor


Mit diesen innovativen Modellen ebnet der DGRV den Weg für eine nachhaltige, genossenschaftlich organisierte Gesundheitsversorgung. In beiden Ländern arbeiten unsere Projektteams eng mit lokalen Behörden und Gemeinden zusammen, um Gesundheitsgenossenschaften in halbstädtischen und ländlichen Gebieten zu gründen und so zugängliche, auf die lokalen Herausforderungen und Bedürfnisse zugeschnittene Gesundheitsangebote zu schaffen. 

Die Gesundheitsgenossenschaften in Ostafrika leisten einen wichtigen Beitrag dazu, die Gesundheit und das Wohlergehen der Menschen zu fördern – das dritte der 17 erklärten UN-Nachhaltigkeitsziele. Dies tun sie auch in anderen Regionen der Welt schon erfolgreich: wie zum Beispiel in Lateinamerika oder auch bei uns in Deutschland.  

 

 

 

 

Folgende Beiträge aus unserem Newsroom könnten Sie auch interessieren:


News

Neuer Meilenstein im vietnamesischen Genossenschaftsgesetz

Betriebsprüfung für Genossenschaften gesetzlich verankert

Mehr
News

Soziale Strukturen weltweit fördern

Parlamentarischer Abend der Arbeitsgemeinschaft für Sozialstrukturförderung

Mehr
News

Was Ubuntu-Philosophie und Genossenschaftsidee gemeinsam haben

Konferenz mit führenden Vertreterinnen traditioneller afrikanischer Gemeinschaften

Mehr